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Mutter mit Baby.
Als ein Mädchen zur Welt kommt, wird es von einer Mutter umarmt, die bereit ist, es in ihr Leben aufzunehmen. (Foto: © Vladimir Surkov)

«Als ich aufwachte, war ich schwanger»

Während ihres Aufenthaltes in Nordamerika nahm Melina (28) an einem Fest teil. Wie der Anlass endete, weiss sie nachher nicht mehr. Sie erinnert sich nur, dass sie im Freien aufwachte. Ihre Kleidung war unordentlich. Fassungslos stellt sie das Furchtbare fest: Jemand musste ihr heimlich ein Mittel ins Trinkglas gegeben haben, um sie anschliessend sexuell zu missbrauchen. Einige Zeit nach ihrer Rückkehr in die Schweiz merkt sie, dass sie schwanger ist.

Missbraucht und gedemütigt, leidet Melina unter einer ungeheuren Last. Die Zukunft ängstigt sie gewaltig. Seit ihrer Rückkehr in die Schweiz hat sie auch noch keine Arbeit gefunden. Als Schwangere wird es für sie nun noch schwieriger. Was soll sie tun? Als Alleinerziehende mit einem Kind leben, das ihr aufgezwungen worden ist und dessen Vater sie nicht kennt? Abtreiben?

Ihre Familie hätte genug Mittel, um ihr und dem Kind die nötige Hilfe zu leisten. Doch diese weigert sich und will nur eines: dass Melina abtreibt, sonst könne sie, so sagt man ihr, von der Familie nichts erwarten. Ist also Abtreibung der Befreiungsschlag aus dieser Not, in die sie ohne Schuld geraten ist?

Suche nach Rat

Vor der Entscheidung möchte sie doch noch Rat bei einer Person holen, die sich in so gravierenden Notlagen wie der ihrigen auskennt. Jemand weist sie auf die SHMK hin.

Melina kontaktiert deshalb unsere Stiftung. Sie erzählt die Ereignisse und spricht über ihren inneren Zustand: «Ich habe große Angst vor der Zukunft. Ich bin so allein.» Der SHMK-Berater merkt, dass das Leben des Kindes auf des Messers Schneide liegt. Er legt ihr dar, warum sie auch bei der Abtreibung nach einer Vergewaltigung mit noch mehr Leid in ihrem Leben rechnen muss. Nachdem er sich ein genaues Bild von der Lebenssituation der Frau gemacht hat, arbeitet er für sie ein massgeschneidertes Hilfsangebot aus. Wichtig ist ihm vor allem, dass die Frau ihre Angst überwinden kann und versteht, dass die SHMK sie begleitet, auch über die Geburt hinaus. Durch diese Unterstützung beginnt in der jungen Frau das Gefühl, um sie herum sei nur Dunkelheit, zu weichen, und sie sieht von Abtreibung ab.

Endlich mehr Zuversicht

Mehr Zuversicht entwickelt Melina, als sie erfährt, dass die von der SHMK zugesagte Unterstützung auch in die Tat umgesetzt wird. Als sie von der Krankenkasse wegen ihrer hohen Franchise eine grosse Rechnung erhält, die sie nicht begleichen kann, übernimmt die SHMK die Bezahlung. Der Berater findet es zudem wichtig, dass die schwangere Frau von der für sie und das Kind schlechten Unterkunft wegkommt. Deshalb verhilft ihr die SHMK zu einer besseren Wohnsituation, zumal es für sie als Arbeitslose nicht einfach ist, allein eine geeignete Lösung zu finden. So bezahlt die SHMK die verlangte Kaution für eine gute und günstige Wohnung. Melina ist nun selbständiger und sieht sich weniger dem Druck der Familie zur Abtreibung ausgesetzt. Endlich erhält sie auch die nötige Ruhe, um sich auf Mutterschaft und Geburt einstellen zu können. Als schliesslich ein Mädchen zur Welt kommt, wird es von einer Mutter umarmt, die bereit ist, es in ihr Leben aufzunehmen. Dankbar sagt die neue Mutter ihrem Berater: «Hätte ich Sie nicht gehabt, ich wäre untergegangen.»