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Mutter und Kind
Corinne nach der Geburt ihres Babys: «Nie würde ich meine Tochter wieder hergeben. Was für eine Freude bringt sie in mein Leben!» (Foto: © Kati Molin/123rf.com)

Keine Blamage, dafür ungeahnte Freude

In ihrer Familie gilt sie als Mustertochter. Freunde und Bekannte schätzen ihre Zuverlässigkeit. Vernünftig und seriös hat sie denn auch ihr Leben organisiert: solide Ausbildung, sinnvoller Sozialberuf: Corinne (35) führt ein Leben nach Plan. Es gibt keinen Grund, das zu ändern. Zumal sie in diesem Alter kaum noch damit rechnet, eine Familie zu gründen.

Dann begegnet sie Luca. Total fasziniert von ihm, beginnt die Mittdreissigerin doch von einer eigenen Familie zu träumen. Als Luca aber erfährt, dass sie schwanger ist, rastet er aus. «Das Kind geht mich nichts an!», schreit er immer wieder. Corinnes Traum von einer eigenen Familie weicht einem Alptraum: Die Sicherheit ihres geordneten Lebens entschwindet. Sie ist tief verletzt, masslos enttäuscht. Auch von sich selbst: «Wie konnte ich nur so naiv sein!» Und sie schämt sich vor ihrer Familie. Mit einer Abtreibung, überlegt sie, bliebe alles unerkannt. Ihre Blamage würde abgewendet.

Bei solchem Kalkül kann man von Glück sprechen, dass Corinne bei der Suche nach Beratung auf die SHMK aufmerksam geworden ist. «Wie plagt mich das schlechte Gewissen, dass ich mir so was eingebrockt habe!», offenbart sie einer Beraterin. «Ich fürchte so die Blossstellung vor meiner Familie.» Und sie redet davon, wie eine Abtreibung all diese Schwierigkeiten wegschaffen könnte. Doch von der Beraterin vernimmt sie, dass die SHMK die Beseitigung des Kindes nicht als Option sieht, sondern stets der Mutter und dem Kind hilft, weil auch das Baby Anspruch auf Hilfe und Schutz hat. Der erste Kontakt mit der SHMK konnte immerhin eine Kurzschlusshandlung der verzweifelten Frau verhindern.

Ein paar Wochen später kommt es zum völligen Bruch mit Luca. «Behalte ich es, wäre ich allein mit dem Kind, mitten in einem Leben, in das es nicht hineinpasst», klagt sie der Beraterin. Diese hat Verständnis für Corinnes desolate Situation. Doch gibt sie ihr zu bedenken, dass man das Kind nicht als Fehler betrachten kann, den es durch Abtreibung aus der Welt zu schaffen gilt. Das Leben wäre nicht wieder wie vorher. Sie müsste als Mutter weiterleben, die ihr Baby abgelehnt hat. Sie sollte auch bedenken, dass sie ohne ihr Kind beglückende Lebenserfahrungen verpassen würde.

Corinne versucht darauf das Muttersein nicht mehr nur anhand ihres bisherigen Lebens zu messen.

Als sich jedoch herausstellt, dass Luca verschuldet ist, schreckt sie die materielle Not. «Was hat das Kind von einem solchen Leben. Ich reisse es mit in eine ungewisse Zukunft», sagt sie traurig der Beraterin. Diese zeigt der bedrängten Frau detailliert auf, wie die SHMK bei fortbestehender Notlage nach der Geburt auch auf Jahre hinaus hilft. In einem so langen Zeitraum sei es auch für sie gewiss möglich, sich beruflich neu einzurichten. Das kann Corinne nachvollziehen. Nach weiteren klärenden Gesprächen kann sie sich endgültig auf ein Leben mit dem Kind einstellen. Dann teilt sie die Nachricht ihrer Familie mit: Zu ihrer freudigen Überraschung, fällt die Reaktion ganz anders aus als befürchtet. Die Blamage bleibt aus. Gemeinsam freut man sich auf die Ankunft des Babys. Es wird darum ein schöner Aufsteller für die neue Mutter, als sie Babykleider, Badewanne, Kinderwippe und Kinderwagen bei der SHMK abholen darf.

Nach der Geburt wird für Corinne vieles anders. Um für ihre Tochter da zu sein, arbeitet sie nur 50% und ist darum vorläufig auf Unterstützung angewiesen. Die frischgebackene Mutter ist dankbar, dass ihr die SHMK mit einem monatlichen finanziellen Zustupf über die Runden hilft. Sie kann ihr Glück kaum in Worte fassen. «Nie würde ich meine Tochter wieder hergeben. Was für eine Freude bringt sie in mein Leben!», sagt sie ihrer Beraterin sichtlich gerührt.